Diesen Blog habe ich im Februar 2018 auf der Webseite der Gemeinschaftspraxis veröffentlicht, in der ich damals gearbeitet habe.

Schon seit das Thema Emotionen im Kalender war und ich wusste, ich mache einen Blog und einen Vortrag, habe ich angefangen darüber nachzudenken. Es wühlt mich auf, Wellen gleich (Emotion). Jedes Mal, wenn ich daran denke.

Ich will mich hinsetzen und schreiben, doch plötzlich ist der Staubsauger sooo wichtig (Emotion) und ich kann ihm nicht widerstehen. Während ich den Staubsauger schwinge und die Wohnung immer sauberer wird, ich den Dreck bekämpfe unter Pfeifen und stolz auf mich bin (Emotion), wird das ungute Gefühl (Emotion) in mir immer stärker, dass ich etwas machen sollte und mich jetzt gerade ablenke (Gedanken). Das wiederum gibt mir ein mulmiges Gefühl (Emotion) in der Magengegend. Waaaarum zum Kuckuck, obwohl dieser ja nichts dafür kann, habe ich solche Hürden (Mischung aus Emotion, Wertung, Gedanken), mich diesem Thema anzunehmen? Ich frage mich und lenke mich auch von dieser Frage wieder ab, die Küche hat es auch nötig, geputzt zu werden.

Der Samstag, an dem ich meinen Vortrag darüber halte, wozu Emotionen gut sein sollen (man beachte den Tonfall ;-)), rückt beängstigend (Angst mischt sich auch noch ein…. was für ein Müesli an inneren Zuständen, wie soll ich da wieder raus finden?) näher. Ebenso wächst meine Hürde in schier unüberwindbare Höhen. (Jetzt ist die Versagensangst definitiv auch mit im Spiel). Mit viel Energieaufwand (Angst, Emotion, doch ein Quäntchen Neugier und Wille) bringe ich einigermassen eine Vorbereitung hin. Zum Glück hilft mir da meine jahrelange Erfahrung. Etwas Luft kommt in mein System, Erleichterung wäre übertrieben (ein bisschen Emotion), als ich merke, wie mein Wissen nicht nur aus dem Intellekt entspringt, sondern auch ein erprobtes Element beinhaltet. Nämlich die Erinnerung, dass ich doch schon sehr viel mit meinen eigenen Emotionen gespielt, geübt und auch geprobt habe, was denn funktionieren könnte. Die Erfahrung aber auch von zehn Jahren Beratung von vielen Menschen, die mit einem Fadenknäuel von Schwierigkeiten in meine Beratungsräume gekommen sind und mit etwas mehr Klarheit und den daraus resultierenden Erkenntnissen wieder gehen durften. Jedenfalls haben das ihre Körperhaltungen und Gesichter ausgestrahlt. Und das hat mir Freude (Emotion) und Motivation gegeben, weiter zu machen.

Ich habe eine ausgesprochen grosse Lust, Fadenknäuel (oder eben Müesli) von Gefühlen, Gedanken, Erinnerungen, Empfindungen und Werthaltungen auseinander zu dividieren.

Dabei helfen mir folgende drei Sichtweisen/Bilder:

Unser Hirn ist eine Filtermaschine für Eindrücke, die von aussen kommen. (Von innen auch, aber das ist eine andere Geschichte). Jeder Hirnteil hat eine ganz wichtige Funktion darin. Wenn etwas von aussen kommt, dann wird es verarbeitet im Hirn. Die Erfahrungen spielen dabei eine grosse Rolle. Die Einteilungen sind je nach Hirnteil anders. Sie werden zunehmend differenziert. Es kommen Eindrücke (Informationen) von aussen über die Sinne. Sie werden vom Stammhirn eingestuft als gefährlich oder nicht. Darum ist die Angst auch dem Stammhirn zu zu ordnen und für mich nicht zu den Gefühlen gehörend. Sie ist eine eigene Instanz. Ebenso werden da auch Schmerz, Scham, Ekel, Überraschung und Lust ausgelöst und verarbeitet.

Wenn die Ereignisse nicht gefährlich sind und darauf nicht reagiert werden muss, gehen die Informationen in die nächste Einstufung: Im limbischen Teil des Hirns färben die Emotionen das von aussen Kommende mit ganz hellen (genialgut) bis dunklen (zappenduster, nicht akzeptabel) Farben ein. Je nach dem was wir schon einmal mit dem Entgegenkommenden erlebt haben, schätzen wir das jetzt auf uns Zukommende ein.

Emotionen erzählen uns also etwas darüber, ob etwas für uns als gut oder nicht gut empfunden wird. Ob es anstrebenswert ist oder eher zu vermeiden. Ob das Ereignis das tatsächlich auch sein wird, ist damit noch nicht geklärt. Es sind Vermutungen, die von vergangenen Erfahrungen geprägt sind und somit daraus schlussfolgernd die Zukunft einfärben. Obwohl die Zukunft oft noch gar nicht geschrieben ist…. So können sie uns auch fehlleiten. Das finde ich wichtig zu wissen.

Das zweite Bild ist die Einteilung der Gefühle/Emotionen in zwei Kategorien. Ich benenne diese beiden wie unten beschrieben. Es gibt auch genau gegenteilige Benennungen. Wichtig finde ich dabei die Unterscheidung.

Es gibt erstens die angeborenen, also auch kulturübergreifenden Gefühle; Liebe, Freude, Trauer, Wut.

Beim Versuch diese auf ihre Essenz hinunter zu brechen in der Beschreibung, habe ich herausgefunden, dass die Liebe uns zeigt, dass wir jemanden oder etwas als sehr, sehr angenehm empfinden.

Die Freude zeigt, wenn wir etwas oder jemanden sehr gerne mögen.

Die Trauer ist da, wenn wir von jemandem oder etwas getrennt wurden.

Die Wut zeigt sich, wenn etwas unsere Grenzen überschritten hat.

Dann gibt es als Zweites die individuellen Emotionen, die eben auf Grund der Erfahrungen geprägt und darum jedem eigen sind. Sie sind ausdifferenzierter wie z.Bsp. Genervt sein, Euphorie, Ablehnung, Ignoranz, Zuneigung, Eifersucht, Entmutigt sein…

Das dritte Bild, das mir sehr gut gefällt, um aufzuzeigen, wie die Emotionen mit anderen Teilen von uns zusammenspielen, ist die Kutsche. Um es ein bisschen spannend zu machen; stell dir eine Kutsche vor. Male sie dir so richtig aus. Dann kommt ein Kutscher oder eine Kutscherin dazu. Wie ist diese Person gekleidet, wie bewegt sie sich, wie übernimmt sie den Kutscherstand? Sie holt dann die Pferde, spannt sie ein. Wie verhalten sich diese Pferde? Wie sehen sie aus? Sind sie brav oder wild? Zuletzt kommt der oder die Passagier-in. Sie/er steigt in die Kutsche ein. Fährt sie weg? Was passiert?

Was meinst du, wer ist welcher Teil von uns? Es gibt Körper, Intellekt, Gefühle/Emotionen, Seele/Ich.

Ganz unten findest du die Auflösung. Je nachdem, wie deine Teile aussahen, erzählen sie etwas über deine Verbindung zu dem Teil. Wie spielen die Teile bei dir zusammen? Ist der Kutscher mit den Pferden nachsichtig? Würdigt er ihre Natur und lässt sie auch ab und zu auslaufen? Haben sie genug Ruhe? Genug zu fressen? Laufen sie auch gut nebeneinander? Ziehen sie die Kutsche irgendwo hin, wo der Kutscher sie nicht mehr im Griff hat?

Was ich sonst noch Wichtiges weiss und mir hilft mit mir und in den Beratungen; Emotionen/Gefühle bewegen sich wie Wellen in uns. Sie schwellen an und gehen wieder. Oft wollen wir mit oder wegen ihnen etwas tun. Die angenehmen werden gern behalten, die unangenehmen aufgehalten. Nicht nur die Situationen, sondern auch die Gefühle und Emotionen wollen wir vermeiden oder streben sie an. So werden wir in eine Richtung gezogen, oder abgestossen. Unsere Kraft wird dem entsprechend gerichtet.

Wie du oben an meinem Beispiel sehen konntest, gehen die Gefühle und Emotionen neben dem Geschehen her. Sie begleiten es. Sie beeinflussen unsere Entscheidungen und somit die Handlungen, aber sie beeinflussen das Geschehen selber nicht direkt. Das Geschehen wurde einfach so eingefärbt. Dieses Wissen hilft mir in meinem Alltag sehr. So halten mich diese lieben Farben nicht dauernd im Griff und machen mein Leben zu einem Gemisch aus irgendwelchen Farbklecksern.

Dank diesem Wissen habe ich es jetzt doch geschafft, diesen Blog zu schreiben! Denn meine Passagierin wollte das. Ruhig und klar hat sie der Kutscherin die Anweisungen dazu gegeben. Die Pferde bockten zuerst noch. Die Kutscherin wusste aber geschickt den Moment abzuwarten, in denen meine Pferde ruhiger wurden und die Kraft und der Wunsch nach Bewegung anfing durch ihre Körper zu fluten. Sie fuhren los und ich konnte mich hinsetzen.

Der böse (Emotion!) Staub ist gesaugt UND der Blog endlich (Emotion) geschrieben. Jetzt bin ich erleichtert. Stolz. Zufrieden mit mir. (Emotionen) Müde und noch etwas zu kribbelig, um mich schlafen zu legen. Was soll ich jetzt noch tun? Wozu habe ich jetzt noch Lust?

Juhui, was für ein Farbenwellenmeer immer wieder!