Nähe und Verbindung sind ganz wichtige Themen im Leben eines jeden Menschen. Genau in diesem Bereich liegen auch die meisten emotionalen Verletzungen.

Wir Menschen sind schon spezielle Wesen; wir kommen so unglaublich verletzlich und hilflos zur Welt. Nicht einmal unseren Wärme- und Kältehaushalt können wir selber regulieren, geschweige denn unsere Gefühle…. Wir brauchen drei Jahre, um die existenziellsten Dinge zu lernen. Ab dann könnten wir innerhalb einer Sippe überleben. Davor brauchen wir im Minimum eine klare Bezugsperson, die sich um unsere Grundbedürfnisse kümmert.

Diese Verletzlichkeit lässt uns schon ganz früh Strategien entwickeln, die unseren Umgang mit fehlender Versorgung kompensieren, um so bald möglichst aus dieser Hilflosigkeit befreit zu sein und vor Verletzungen geschützt. Manchmal müssen wir als Folge der Unzulänglichkeit unserer Eltern auch viel zu früh auf uns selber aufpassen. Diese so entwickelten Schutzmechanismen sind in dieser Zeit wichtig und sinnvoll, können aber im Erwachsenenalter zu Verhaltensweisen werden, die uns von genau dem trennen, was wir uns wünschen; der Liebe.

Besonders in Liebesbeziehungen begegnen wir darum oft diesen Bindungsthemen wieder. Wir suchen uns intuitiv Partner aus, die ähnliche Verhaltensmuster an den Tag legen wie unsere ersten Bezugspersonen. Es ist vertraut, auch wenn es schwierig ist. Hauptsache vertraut. Liebesbeziehungen werden darum nach einer Weile oft zum Ort der schwierigen Wiederholung. Bis man aufsteht und entscheidet; ich will mein eigenes Leben leben und die Wiederholungen hinter mir lassen. Doch wie?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, diese Muster zu ‚erlösen‘ und freiere und angepasstere Reaktionen zu zu lassen mit der Zeit. Eine Möglichkeit ist es, das was gerade geschieht (sich wiederholt), während dem Erleben genau zu beobachten. So ganzheitlich wie möglich; Sinne, Emotionen, Bilder, Gedanken, Erinnerungen, die ausgelöst werden und aus der Vergangenheit kommen. Das alles ist sowieso da. Und kommt immer wieder, weil es noch etwas zu ‚erzählen‘ gibt. Also lassen wir es doch erzählen, wenn es doch gerade da ist und sich unangenehm zeigt. Widerstand ist nämlich meist zwecklos…. und Verurteilung ebenso. Wichtig ist dabei nicht beim Gegenüber oder den Umständen hinzuschauen, sondern seine eigenen Gefühle, Gedanken und Wahrnehmungen in den Fokus zu stellen, sie für wahr zu nehmen. Was geschieht bei mir? Wie fühle ich mich? Welche Bilder habe ich? Wovor habe ich Angst? Wie fühlt sich diese an? Welche Urteile habe ich über mich (oder die anderen)? Sie alle sagen etwas über mich aus. Und das ist wichtig und genau da, wo ich heute anfangen kann.

Schaut man so genau hin, kann die eigene Verletzlichkeit sich zeigen. Es ist ein sehr gutes Zeichen. Denn da beginne ich wirklich. Da ist mein Kern blossgelegt. Bei meiner verletzlichen Menschlichkeit. Und wenn ich mich so kennen lerne, kann ich anfangen für mich Verantwortung zu übernehmen und auf mich aufzupassen.

Wenn es allein schwierig ist, was bei alten Mustern oft der Fall ist, kann man einen guten Freund oder eine Freundin bitten, einem dabei zu helfen, immer wieder zu sich zurück zu gehen. Diese-r kann auch wohlwollend (hoffentlich, und nicht besserwisserisch) den Raum geben, damit man laut über sich selber nachdenken kann.

Und wenn Freunde nicht mehr helfen, dann kann es sinnvoll sein, professionelle Zuhörer anzustellen für diesen Job! Die müssen dann zuhören. 😉

Ich wünsche dir, dass du mit dir liebevoll sein kannst, wenn es eng wird in deinen Beziehungen, vor allem dann, wenn eine alte Wunde wieder aufgebrochen ist.

Alles Liebe

Sascha